Arbeit in, mit und für die Natur

Zwischen der Saat von z.B. Zuckerrüben oder Erbsen im Frühjahr und den vorangehenden Druschfrüchten, die im Sommer bereits geerntet wurden bleibt ein langer Zeitraum in dem das Feld "ungenutzt" ist. Wir nutzen diesen Zeitraum und bauen sogenannte Zwischenfrüchte an. Das sind Pflanzenmischungen die nicht zur Ernte gelangen, sondern deren Aufwuchs im Feld bleibt. Dadurch werden mehrere Ziele verfolgt:
 
- Die Pflanzendecke schützt den Boden vor Witterungsextremen (Hitze, Starkregen, Sturm).
- Die Wurzeln lockern den Boden biologisch. Der andauernde Bewuchs der Fläche führt zu einer höheren Regenwurmdichte, auch diese lockern den Boden biologisch. Dadurch kann die mechanische Lockerung des Bodens entfallen/verringert werden, das spart Diesel.
- Wurzelausscheidungen und Regenwurmaktivität führen dazu, dass der Boden weniger anfällig für ein Verschlämmen ist. Wurzelkanäle und Regenwurmröhren erhöhen die Regenverdaulichkeit. Insgesamt kann Wasser so besser aufgenommen und gespeichert werden.
- Durch die gezielte Auswahl geeigneter Pflanzen können Fruchtfolgekrankheiten vermieden, oder sogar aktiv bekämpft werden. So vermindert z.B. Ölrettich die Anzahl bestimmter Nematoden, das sind pflanzenschädigende Fadenwürmer.
- Der gesamte Aufwuchs verbleibt auf der Fläche, verottet dort und wird z.T. zu Humus. Humus ist ein essentieller Faktor fruchtbarer Böden
- Die Pflanzen ziehen vor Winter die Nährstoffe aus dem Boden. So sind diese im üblicherweise sehr feuchten Winter nicht auswaschungsgefährdet. Beim Verotten geben die Pflanzenreste diese dann im Frühjahr wieder frei, sodass sie von der nachfolgenden Kultur aufgenommen werden können
- Die Zwischenfrucht bietet im Herbst und Winter Nahrung und einen Rückzugsort für verschiedene Lebewesen
-Im Spätsommer/Herbst kommen manche Arten in der Zwischenfrucht noch zur Blüte. Optisch schön und ein Nahrungsangebot für Insekten in einer Zeit in der sonst sehr wenig blüht.
 
Auch wenn das sicher noch nicht alle Aspekte sind, die für den Zwischenfruchtanbau sprechen, so lässt sich dennoch bereits sehen, dass dies sehr sinnvoll ist. Aber die Zwischenfrucht stellt auch ein Problem dar, denn sie muss wieder weg bevor die nächste Kultur kommen kann. Im einfachsten Falle geschieht dies durch Frost im Winter. Hierfür muss es allerdings so stark frieren, wie es im schönen Rheinland sehr selten ist. Um die nicht abgefrorene Zwischenfrucht zu beseitigen könnte man z.B. den Pflug, oder Glyphosat einsetzen. Ersteres hätte einen hohen Dieselverbrauch zur Folge, Zweiteres ist sehr umstritten.
Alternativ bietet sich bei etwas leichterem Frost eine sogenannte "Frostbearbeitung" der Zwischenfrucht an. Hierbei nutzt man die Physik des Frosts gleich mehrfach: Zum Einen führt der Frost dazu, dass die Bodenteilchen zusammenfrieren und der Boden so wieder "trägt". Man kann ihn befahren ohne einzusinken und somit ohne ihn zu verdichten, was im ungefrorenen Zustand bei der aktuellen Feuchte sonst der Fall wäre. Zum Anderen brechen die Pflanzen im eingefrorenen Zustand eher, statt zu biegen. Dadurch schädigt eine Bearbeitung sie deutlich mehr und der Frost kann in die entstehenden Verletzungen tiefer eindringen, sodass sie letztlich bei Temperaturen die eigentlich nicht schädlich gewesen wären absterben. 
 
In den letzten Tagen haben wir die kalten Nächte genutzt und früh morgens, wenn der Frost am stärksten ist, unsere Zwischenfrüchte mit unserer Scheibenegge bearbeitet. Hierbei schneiden und brechen die Scheiben und die nachfolgende Walze die Pflanzen und die Maschine führt eine sehr flache Bodenbearbeitung (ca. 4-5 cm) durch und mischt die Pflanzenreste direkt mit dem aufgeworfenen Boden. Dadurch stirbt die Zwischenfrucht ab und das Verrotten wird durch die Einarbeitung gefördert. Da die Maschine aber nur sehr flach arbeitet läuft sie nur im gefrorenen Boden, ein Verschmieren des zu feuchten Unterbodens unterbleibt und Regenwurm und Co. haben sich aus der gefroerenen Schicht zurückgezogen und werden, wenn nur diese bearbeitet wird, geschont.
 
Wenn man auf diese Weise mit der Natur arbeitet, kann man die Bodenfruchtbarkeit und die Biodiversität durch den Zwischenfruchtanbau fördern und sie spritsparend und umweltschonend wieder beseitigen um Platz für die nachfolgenden Kulturen zu machen. Einziger Nachteil: Man muss sehr früh raus in die Eiseskälte. Ein weiterer Vorteil: Schöne Bilder ;)